Stärkung der Basiskompetenzen dringend notwendig
Die schulischen Leistungen der Fünfzehnjährigen in Deutschland sind in den Bereichen Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften merklich gesunken. Dieser Rückgang zeigt sich für Mathematik und Lesen auch in den meisten anderen OECD-Staaten.
Durch die vergleichsweise stärkeren Einbußen in Mathematik und Lesen im internationalen Kontext verliert Deutschland seinen bisherigen Vorsprung im OECD-Vergleich und liegt nun auf durchschnittlichem Niveau. In den Naturwissenschaften liegt Deutschland nach wie vor über dem OECD-Durchschnitt. Der Rückgang in Mathematik im Vergleich zu 2018 beträgt minus 25 Punkte (OECD minus 17), in Lesen minus 18 Punkte (OECD minus 11) und in Naturwissenschaften minus 11 Punkte (OECD minus 2). Die langen Einschränkungen des Schulbetriebs in Deutschland sowie weitere pandemiebedingte Einschränkungen haben zu den negativen Entwicklungen beigetragen. Zudem ist die Schülerschaft heterogener geworden und der Anteil von Schülerinnen und Schülern aus Familien mit sozialen Risikolagen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Der Zusammenhang zwischen sozialem Hintergrund und Bildungserfolg ist in Deutschland nach wie vor stark ausgeprägt.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
- Die mittleren Kompetenzen 15jähriger in Deutschland liegen in Mathematik bei 475 Punkten (OECD 472), in Lesen bei 480 Punkten (OECD 476) und in den Naturwissenschaften bei 492 Punkten (OECD 485).
- Damit liegen die Jugendlichen in Deutschland in Mathematik und Lesen im OECD-Durchschnitt; in den Naturwissenschaften liegt Deutschland nach wie vor über dem OECD-Durchschnitt.
- In allen drei Domänen (Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften) sind deutliche Kompetenzverluste im Vergleich zur letzten Erhebung 2018 zu verzeichnen: Mathematik minus 25 Punkte; Lesen minus 18 Punkte und Naturwissenschaften minus 11 Punkte. Der OECD-Durchschnitt verringerte sich ebenfalls, aber weniger stark als in Deutschland.
- Nach zwischenzeitlichem Anstieg der Kompetenzen in Mathematik und Naturwissenschaften bis 2012 und in Lesen bis 2015 sind seitdem Leistungsrückgänge zu verzeichnen. Das aktuelle Ergebnis in Mathematik (475 Punkte) liegt unter dem Wert von 2003 (503 Punkte).
- In Mathematik gelten 30 Prozent (OECD 31 Prozent) als leistungsschwach (unter Kompetenzstufe 2), in Lesen 26 Prozent (OECD 26 Prozent) und in den Naturwissenschaften 23 Prozent (OECD 25 Prozent). Die Anteile sind im Vergleich zu 2018 national und auf OECD-Ebene in allen drei Domänen gestiegen.
- In Mathematik gelten 9 Prozent (OECD 9 Prozent) als leistungsstark (Kompetenzstufe 5 oder 6), in Lesen 8 Prozent (OECD 7 Prozent) und in den Naturwissenschaften 10 Prozent (OECD 8 Prozent). In Mathematik und Lesen haben die Anteile seit 2018 abgenommen; in den Naturwissenschaften sind sie weitgehend unverändert.
Weitere Ergebnisse im Quellenlink.
Hintergrund
Die Programme for International Student Assessment (PISA) Studie ist eine international vergleichende Schulleistungsuntersuchung. In PISA 2022 ist Mathematik Schwerpunktfach.
PISA ist ein zweistündiger Test am Computer in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften. Außerdem werden von Schülerinnen und Schülern, Eltern, Lehrkräften und Schulleitungen Fragebögen zu Hintergrundmerkmalen und Lehr-/Lernbedingungen ausgefüllt. Zusätzlich wurde in PISA 2022 ein ergänzendes Fragebogenmodul zum Lernen und Lehren während der Corona-Pandemie eingesetzt. Erstmals 2022 wurden zusätzlich Fähigkeiten im „kreativen Denken“ getestet. Diese Ergebnisse werden 2024 veröffentlicht.
Deutschland beteiligt sich seit Beginn der Erhebung im Jahr 2000 zum achten Mal. PISA wird alle drei Jahre erhoben.
Die PISA 2021-Studie wurde aufgrund der Schulschließungen durch die Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben. Auch die PISA 2022 Erhebung war von der Pandemie geprägt und fand unter teils sehr herausfordernden Bedingungen statt.
PISA wird von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) verantwortet. Die nationalen Erhebungen werden vom Zentrum für Internationale Bildungsvergleichsstudien (ZIB) unter Federführung von Prof. Dr. Doris Lewalter an der Technischen Universität München (TUM) koordiniert und ausgewertet.
Weltweit beteiligten sich rund 690.000 Schülerinnen und Schüler an PISA 2022, repräsentativ für 29 Millionen 15jährige in 81 Staaten und Volkswirtschaften. In Deutschland haben 6116 Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 Jahren in 257 Schulen den PISA-Test absolviert.
Weitere Informationen
https://www.pisa.tum.de/pisa/pisa-2022
https://www.oecd.org/pisa
Weiterlesen und Quelle: https://www.kmk.org/presse/pressearchiv/mitteilung/staerkung-der-basiskompetenzen-dringend-notwendig-pisa-2022-ergebnisse-vorgestellt.html
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